Der Verrat

von Val McDermid – aus dem Englischen von Doris Styron

– Während die Britin Stephanie Harker am Chicagoer Flughafen in einer Kabine auf die Sicherheitskontrolle wartet, beobachtet sie Entsetzliches: Ihr kleiner Adoptivsohn Jimmy wird von einem Fremden entführt! Und bis sie das Wachpersonal aufmerksam machen kann, ist es schon zu spät.

Um herausfinden zu können, warum Jimmy entführt wurde, erzählt Stephanie einer FBI-Agentin eine sehr lange Vorgeschichte: Sie ist Ghostwriterin, die sich nach anfänglicher Ablehnung mit einer ihrer Klientinnen, dem britischen Reality-TV-Star Scarlett Higgins, angefreundet hatte. Zusammen erlebten sie viele Höhen und Tiefen und als Scarlett unheilbar an Krebs erkrankte und letztendlich starb, vertraute sie ihren kleinen Sohn Stephanie an.

Können die Ereignisse der Vergangenheit Antworten auf die dringenden Fragen geben?: Wer hat Jimmy entführt? Warum ausgerechnet in Amerika? Und hat es alles einen tieferen Sinn, der sich zunächst nicht erschließt? Val McDermid ist die ungeschlagene Königin des Krimis. Sie versteht es meisterhaft, den Leser durch ihre Sprache in eine Geschichte zu ziehen, aus der er sobald nicht wieder auftauchen will. Dabei behandelt „Der Verrat“ in großen Teilen gar nicht den Kriminalfall: McDermid erzählt vielmehr die Geschichte von Stephanie, die trotz anfänglicher Vorurteile und Skepsis gegenüber dem vermeintlich dummen Sternchen Scarlett Eintritt in deren Leben erhält und eine neue Freundin findet. Selbst, wenn dieses Thema anfangs wenig interessant erscheint, ist die Geschichte dennoch so kurzweilig und spannend erzählt, dass man das Buch kaum aus den Händen legen kann. Denn immer schwebt die Tatsache, dass ein verschwundenes Kind gefunden werden muss, über allen Dingen, hält die Geschehnisse zusammen und gibt der Geschichte zusätzlich Dynamik. Das Ende kommt dann ein wenig abrupt und es bleiben ein paar Fragen offen. Dabei ist es aber so verblüffend und überraschend, dass „Der Verrat“ noch lange in den Köpfen nachklingen wird.

– Anna-Carina Blessmann –