Layers
von Ursula Poznanski
– Weil sein Vater ihn schlägt, ist der 17-jährige Dorian von zu Hause abgehauen und lebt seit einiger Zeit auf der Straße. Als er eines Morgens neben der Leiche eines anderen Obdachlosen aufwacht und keine Erinnerung mehr an die Nacht hat, ist Dorian geschockt und verzweifelt: Hat er jemanden umgebracht?
Doch Rettung naht in Gestalt eines jungen Mannes, der Dorian helfen will. Er bringt ihn in eine riesige Villa, in der auch andere Jugendliche leben, die sich wie er zuvor obdachlos auf der Straße durchgeschlagen haben. Die Villa gehört dem reichen Unternehmer Raoul Bornheim, der den Jugendlichen in ein besseres Leben helfen will. Dorian lebt sich schnell ein, nimmt am Unterricht teil, der allen angeboten wird, und verteilt in der Stadt Flyer, die über die guten Zwecke von Bornheims Organisation informieren. Und dann ist da noch Stella, eine andere Bewohnerin der Villa, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Doch immer bleibt das Misstrauen, warum Dorian so unterstützt wird, ohne dass man von ihm eine Gegenleistung zu erwarten scheint. Und warum wird er bei den Verteilaktionen in der Stadt immer wieder von Leuten so aufmerksam beobachtet?
Sein Misstrauen scheint bald berechtigt zu sein, als Dorian beauftragt wird, unter geheimnisvollen Umständen Werbegeschenke an einflussreiche Menschen zu verteilen. Nachdem eine dieser Übergaben schief gelaufen ist, behält Dorian das Kästchen, das er überreichen sollte. Was er darin findet, ist allerdings nicht für seine Augen bestimmt und von da an macht man gnadenlos Jagd auf ihn …
Die Autorin Ursula Poznanski lässt einen in „Layers“ sofort ins Geschehen eintauchen, ohne sich mit einer langen Vorgeschichte aufzuhalten. Es ist sehr angenehm, dass die sympathische Hauptfigur Dorian das Misstrauen des Lesers teilt, das einen automatisch beschleicht, wenn man von dieser gemeinnützigen Villa hört, an der es scheinbar keinen Haken gibt. Viel zu oft gibt es doch Figuren in Büchern, die das Offensichtliche nicht sehen, worüber man sich als Leser nur ärgern kann. Hier aber schleicht es sich erst langsam ein, dass Schutz und Wärme des Hauses Dorians Zweifel überwiegen.
Nach seiner Flucht aber muss Dorian erkennen, dass nichts so ist, wie es scheint. Sowohl er, als auch der Leser werden auf raffinierte Weise in die Irre geführt und kleine Schockmomente tragen zur immer beängstigenderen und teilweise gruseligen Stimmung bei. Die Autorin schneidet hier nicht nur Themen wie beispielsweise unsere Wegwerfgesellschaft an, sondern ergründet auch subtil die Gefahren der digitalen Neuerungen, die uns zum gläsernen Menschen machen – die aber glücklicherweise noch nicht in der Realität angekommen sind, sondern hier eben Teil einer von Sci-Fi- Elementen durchsetzten Geschichte sind.
Zwar gerät Dorian in erhebliche Gewissenskonflikte und in einen solchen Sog, dass man sich fragt, wie er da wieder herauskommen soll. Dennoch erlahmt die Handlung in der Mitte: Da Dorian die Stadt nicht verlassen kann, verlaufen seine Tage auf der Flucht bald recht gleichförmig und neue Informationen erhält er nur schleppend. Die angenehme Länge der Kapitel und das überraschende Ende entschädigen den Leser aber für das Warten.
Obwohl am Ende ein paar Fragen offen bleiben, ist Ursula Poznanski mit „Layers“ aber ein sehr spannender, aktueller und lesenswerter Sci-Fi-Thriller gelungen, mit dessen jungen Protagonisten sich jugendliche Leser sehr gut identifizieren werden können!
– Anna-Carina Blessmann –