Number 4

von Pittacus Lore – übersetzt von Irmela Bender

– Als sich auf seinem Knöchel eine dritte Narbe einbrennt, weiß Daniel, dass er und Henri weiterziehen müssen. Denn Daniel ist kein normaler 15-Jähriger: Er ist ein Außerirdischer, der von seinem Heimatplaneten Lorien vertrieben wurde, da die Mogadori, Außerirdische von einem anderen Planeten, ihn zerstörten. Zusammen mit acht anderen Kindern der sogenannten Garde und deren Bewachern ist er zur Erde gereist, um sich dort zu verstecken. Auch hier werden er und sein erwachsener Beschützer Henri von den Mogadori verfolgt. Sie wissen nicht, wo auf der Welt sich die anderen Loriener verbergen. Es liegt ein Zauber auf ihnen, wonach sie nur in der Reihenfolge der Nummern, die ihnen zugewiesen wurden, getötet werden können. Drei der anderen Kinder sind schon tot, das zeigen die Narben am Fußknöchel an. Und Daniel ist Nummer Vier.

Da die Mogadori auf sie aufmerksam werden könnten, ändert Daniel seinen Namen in John und zieht mit Henri weiter, wie sie es seit zehn Jahren ständig tun. Diesmal ist ihr Ziel Paradise, Ohio. Eigentlich möchte John hier wie immer unauffällig bleiben, doch den Mobbereien des Highschool-Kings Mark will er sich nicht geschlagen geben und dann entwickelt sich auch noch sein Erbe – die erste mehrerer magischer Kräfte, die den Angehörigen der lorienischen Garde vorbehalten sind – ausgerechnet in dem Moment, in dem er Mark Paroli bietet. Zwar droht so sein Geheimnis aufzufliegen, dennoch setzt John alles daran, hier bleiben zu dürfen, denn noch etwas ist anders in Paradise: Im alienbegeisterten Außenseiter Sam findet John den ersten richtigen Freund, den er je hatte. Und dann ist da noch Sarah, das schönste und netteste Mädchen, das John je getroffen hat. Zum ersten Mal möchte John nicht mehr ständig fliehen müssen.

Aber die Mogadori werden bald aufmerksam auf ihn …

Zunächst ein paar Worte zum gleichnamigen Film, der 2011 nach der Buchvorlage entstand: Das Buch ist besser. Der Film baut – wie wäre es beim Produzenten Michael Bay auch anders zu erwarten – die Actionanteile der Geschichte sehr aus und setzt außerdem auf Schauwerte, schöne Menschen und flotte Sprüche. Dass die Figur John durch seine Herkunft von einem anderen Planeten von jeher stärker und schneller als andere Menschen und dazu noch gegen Feuer und Hitze immun ist, kommt der Action dabei zugute.

Das Lesenswerte von „Number 4“, das 2011 actionreich verfilmt wurde, liegt gerade darin, dass der Fokus des Buches auf der Coming-of-Age-Geschichte Johns liegt und seine Gefühle, die wohl jeder Teenager so oder so ähnlich hat, durch die Ich-Erzähler-Perspektive gezeigt werden. Man kann gut nachvollziehen, wie es „dem Neuen“ auf einer amerikanischen Highschool gehen muss. Wie zerrissen John ist, dazu gehören zu wollen, dabei nicht allzu sehr aufzufallen und dennoch er selbst zu bleiben.

Dass es sich hier um eine Sci-Fi-Geschichte handelt und John eigentlich ein Alien ist, zeigt sich nur in seinem Training. Bei dem stärkt er seine ohnehin schon übermenschlichen Kräfte, zu denen bald auch das Bewegen von Gegenständen mittels Gedankenkraft zählt, und sieht in Visionen den Untergang seines Heimatplaneten Lorien. So schafft es das unter dem Pseudonym Pittacus Lore agierende Autorenduo James Frey und Jobie Hughes, auf geschickte Weise die Vorgeschichte des Buches für den Leser nachvollziehbar zu erzählen.

Ein wenig ärgerlich ist aber in der sonst weitgehend authentisch wirkenden Coming-of-Age-Geschichte, wie schnell sich das hübscheste Mädchen der Schule, das dazu noch klug, nett, dünn und talentiert ist, in John verliebt. Ihre Beziehung wird dann im Folgenden auch auf so schnulzige und kitschige Weise erzählt, dass man sich fast schon wünscht, Sarah stelle sich am Ende als zu den Bösen zugehörig heraus. Zwar – so viel darf verraten sein – passiert das nicht, dennoch handeln hier einige stereotype Figuren den Erwartungen, die der Leser an sie stellen möge, auf angenehme Weise zuwider. Zwar hat „Number 4“ im Vergleich zu anderen Sci-Fi-Fantasy-Geschichten nicht viel Neues zu bieten und es wirkt wie eine Ouvertüre zu dem Abenteuer, das den Leser in den Fortsetzungen erwarten wird. Dennoch weckt es die Spannung und macht Lust darauf, zu erfahren, ob John es schaffen wird, die Mogagori zu besiegen!

– Anna-Carina Blessmann –