Die Vermessung der Welt

Die Vermessung der Welt (R: Detlev Buck, 2012)

Am Anfang des 19. Jahrhunderts sind Alexander von Humboldt (Albrecht Abraham Schuch) und Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz) beide auf ihre Art Vordenker: Gauß – aus einfachen Verhältnissen, aber großes Mathematikgenie – versucht die ganze Welt in Zahlen zu fassen und so zu verstehen. Derweil reist Humboldt mit seinem entspannten französischen Kollegen Aimé Bonpland nach Südamerika und pflügt mit preußischer Genauigkeit durch den Regenwald, voller Neugier und immer auf der Suche nach dem Wissen der Welt. Beider Wege kreuzen sich immer wieder, aber erst als sie alt sind und ihr Lebenswerk längst geschaffen haben, sollen die beiden Idealisten sich endlich treffen …
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Kehlmann, der auch am Drehbuch beteiligt war, ist geprägt von Gegensätzen: In einem Moment folgt der Zuschauer noch Humboldt durch atemberaubende Landschaften vorbei an imposanten Wasserfällen, aber auch dem Leid, dass Sklavenhändler und Missionare den indigenen Völkern zufügen. Im nächsten Moment befindet er sich im dreckigen, grauen Deutschland, in dem Gauß auch mal ein Zahn ohne Betäubung gezogen wird. Doch nichts davon wirkt bedrückend, da der ganze Film von einem kuriosen Humor durchzogen ist: Regisseur Detlev Buck sucht sich dabei die Stellen des Romans heraus, die das größte komische Potential haben – nur, um sie noch grotesk zu überhöhen. Mal tut er das mit trockenem norddeutschen Humor, mal mit kindischem Lausbubencharme. Die Erzählerstimme, gesprochen von Kehlmann selbst, die teils sachlich, teils ironisch kommentiert, tut dabei ihr Übriges. Neben den beeindruckenden Bildern, sind es vor allem die Hauptdarsteller, die einen für diesen Film einnehmen: Fitz spielt seinen Gauß zwischen warmherzig, spröde und unverschämt, Schuchs Humboldt ist nicht weniger menschenfremd und überzeugt vor allem durch seine vielfältige Mimik.
Die Vermessung der Welt ist vielleicht weniger tiefsinnig als die Romanvorlage und zielt mehr auf Unterhaltung ab. Dennoch bietet dieser Film knapp zwei Stunden sehr ungewöhnlichen Filmgenusses.
– Anna-Carina Blessmann –